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Old West Country

Viele halten Tucson immer noch für einen Ort, wo man lediglich übernachtet, wenn man irgendwohin will oder wenn man irgendwoher kommt - aus/nach Texas, Mexiko oder Kalifornien. Aber in den letzten Jahrzehnten mehrt sich die Zahl derjenigen, die nach so einer Nacht dann gar nicht mehr wegwollen. Über 600000 Menschen sind es bereits, die in dem wüstenhaften Hochtal zwischen den Tucson Mountains im Westen und den Rincon Mountains im Osten heimisch geworden sind.

Der Jesuit Eusebio Francisco Kino war um das Jahr 1700 der städtische Geburtshelfer. Er gründete die erste Mission unter den Papagoindianern. Später war das an geschlossene Fort der Amerikaner ein Kavalleriestützpunkt während der Apachenkriege. Ab 1880 brachte dann die Eisenbahn erste Ansätze der Zivilisation in diese Ecke des Wilden Westens. Doch so richtig bergauf ging es erst nach dem Zweiten Weltkrieg.

Das moderne Tucson, der liberale Gegenspieler des stockkon-
servativen Phoenix, lebt von der Air Force und der Universität. Das trockene und besonders im Winter herrlich warme Klima hat die Stadt außerdem zu einem Rentnerrefugium gemacht, und neuerdings gibt es auch enorme Wachstumsschübe durch High-Tech, denn den Computerfirmen passt die klare und staubfreie Wüstenluft gut in den Kram.

Tucsons touristische Highlights winden sich wie ein Kranz um die wuchernde Stadt. Um sie kennen zu lernen, muss man ein paar Kilometer mehr schlucken, als manchem in der Hitze lieb sein mag. Aber gemach, es bleibt genügend Zeit zum Laufen und In-der-Sonne-Schmoren.

Die scenic route folgt dem Speedway nach Westen durch Kaktusalleen und Vorortvillen im Einheitsstil zum Saguaro National Park. Vom Gates-Pass über die Tucson Mountains bietet sich der erste Einblick: rückwärts ins weite, manchmal schon Smoggefüllte Tal von Tucson, vorwärts auf den unberührten Dornenwald schneidiger Saguaros. Im Visitor Center des Saguaro National Monuments erfährt man mehr über die grünen Telegrafenstangen: Bis zu 200 Jahre können sie alt werden, bis zu 15 Meter hoch und über acht Tonnen schwer.

Ausführlicher noch werden die Wüste und ihre Bewohner im Sonora Desert Museum zum Thema. Unter anderem bietet dieses ausgezeichnet arrangierte Museum die Möglichkeit, einmal ein wikeyup aus der Nähe zu betrachten, die traditionelle Behausung der Papagoindiäner.

Wenn man sich von den Echsen und Moppeln, Schlangen und Kaktusarten rechtzeitig losreißt, erwischt man das high noon shootout im nahen Old Tucson. Ende der 30er Jahre ließ eine Filmgesellschaft dieses Potemkinsche Dorf für den Hollywoodfilm »Arizona« nachbauen als Replik des echten Tucson, wie es einmal in der Mitte des 19. Jahrhunderts ausgesehen hat. Zahlreiche Westernstars haben hier agiert, unter ihnen John Wayne, Robert Mitchum und Ronald Reagan. Neben Cowboyspielchen von Stuntmen kann man mit der Eisenbahn durch Richtiges Westerngelände rollen, einen kühlen Schluck nehmen oder eine Kleinigkeit essen. Die eine oder andere steh en gebliebene Filmkulisse bringt den Besucher sicher zum Schmunzeln - so richtig spannend ist das Ganze aber eig entlich nur für mitreisende Kinder.

Als eine Art Entschädigung wirkt dan ach die blendend weiße, spielerisch verz ierte Missionskirche San Xavier del Bac von 1797 - die »weiße Taube der Wüste«: in architektonisches Kleinod des Südwes tens. Sonntags ist die beste Besuchszeit. Dann bilden Gottesdienste, Kindtaufen und Hochzeiten am laufenden Band den sakralen Rhythmus, während auch draußen auf dem Vorplatz eine Menge los ist. Alle möglichen Verkaufsbuden, Pick-ups und Menschentrauben verraten, wie lebendig das spanisch-mexikanische Erbe hier geblieben ist.

Einen ziemlichen Kontrast zur christlichen Welt der Mission schafft der monströse Flugzeugfriedhof der US-Luftwaffe in der Nähe des Pima Air Museums. Rund 4000 ausgeschlachtete oder eingemottete Kriegsgeräte - Hubschrauber, AWACS- Maschinen, B-52-Bomber und Düsenjäger - stehen hier herum und hoffen, dass die trockene Luft während der Rast den Rost möglichst lange fernhält. Angesichts von so viel mumifiziertem Schrott kann einem angst und bange werden.

Danach geht's in schneller Fahrt über den Freeway nach Südosten zu einem (ausnahmsweise einmal) dunklen Intermezzo. Dort hält die Tropfsteinhöhle Colossal Cave eine für heiße Tage wohltuend kühle Pause bereit. Die Erzählungen der Untergrundführer kreisen immer wieder um ein Lieblingsthema: um die clevere Flucht von Eisenbahnbanditen, die einst, nachdem der Sheriff sie bis zum Höhleneingang verfolgt hatte, durch einen Geheimausgang entkamen. Ohne die Beute. Fazit: Irgendwo muss das Gold noch in der Höhle sein. Klar, wer will da noch die alte Geschichte von Stalaktiten und Stalagmiten hören!

 
   
       
 
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